Hier ein Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 2000 aus der Glückspost (Schweizer Magazin), geschrieben von Paul Am Acher, über - wie der TItel sagt - das Basler Fasnachtstreiben. Er berichtet von eigenen Fasnachtseindrücken und Erfahrungen, und stattete Roman Peter, dem Inhaber vom Atelier Charivari einen Besuch im Atelier ab.
Anmerkung: Der Scan ist nicht besonders gut.
Deshalb weiter unten ist der ganze Artikel in Text-Form.
Basler Fasnachtstreiben (Glückspost, Jahr 2000)
Während vier Jahren arbeitete und lebte ich in der Stadt Basel. In dieser Zeit lernte ich auch die Fasnacht kennen. Mein Wunsch, selber aktiv am Fasnachtstreiben teilzunehmen, erfüllte sich. Da ich aber weder das Trommeln noch noch Pfeifen beherrschte, durfte ich helfen kunstvoll bemalte Laternen durch die Strasse zu ziehen.
Allmählich begriff ich, dass sich die Basler Fasnacht aus vielen Teilen zusammensetzt. Ich lernte, dass Kostüme, Larven, Helgen, Laterne, Verse und Instrumente eine überzeugende Einheit aus Handwerk und Kunst bilden.
Nebst zahlreichen kleinen Larvenateliers existieren auch fünf grosse Betriebe. Es ist falsch zu glauben, dass dort wenige Tage vor dem Fest Hektik ausbricht. Ein Fasnächtler steht normalerweise nicht unter Zeitdruck. Die meisten Einzelpersonen und Cliquen haben ihre Larve schon vor vielen Monaten entworfen, besprochen, bestellt, angepasst und längst in Empfang genommen.
Larvemachen ist ein Handwerk, das man nicht in einer Berufsschule lernen kann. Es ist angewandte Kunst. Im Gegensatz zu anderen Orten wo Masken aus Holz oder Kunststoff Tradition haben, werden in Basel die Larven aus Lagen aus Papierstreifen hergestellt. Das Papier wird mit Kleister in eine Negativform geklebt. Nach dem Trocknen wird die Larve aus der Form genommen, grundiert und mit Ölfarbe bemalt. Die Aussen wie Innenseite bekommen eine Isolation gegen die Feuchtigkeit. Da die Mund- und Augenöffnungen an den richtigen Stellen sein müssen, wird jede Larve dem Träger individuell angepasst.
Besonders erstaunt war ich über diejenigen Männer, welche mit ihren breiten, ja manchmal klobigen Händen dem Piccolo feine Töne entlockten. Durch sie sind für mich die Dämmerstunden nach dem Morgenstraich auf der Münsterplattform zum Innbegriff von Basel geworden.
Paul Am Acher ist ein Kenner der Schweizer Volkskultur. Als Kolumnist greift der Berner Oberländer nichtalltägliche Themen auf.
Quelle: Glückspost (glueckspost.ch), erschienen am 24.02.2000. Geschrieben von Paul Am Acher.
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