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AutorenbildBastian Peter

Die Basler Künstlerlarve: Als die Basler Larve die Thüringer Maske verdrängte (Artikel BZ, 02.2023)

Die BZ Basel veröffentlichte zum Thema die Basler Larve bzw. die Basler Künstlerlarve und ihren Ursprung und Wandel einen interessanten Artikel. Der Basler Journalist Andreas W. Schmid besuchte uns im Larven Atelier Charivari und sprach mit Roman Peter, dem Inhaber und Gründer des Larven Atelier Charivari, über die Basler Künstlerlarve und ihre Ursprünge.


Als die Basler Larve durchstartete


Roman Peter, Doyen unter den Larvenmachern, erzählt von den Anfängen der Basler Künstlerlarve


«Me zieht si ab und luegt si truurig a», dichtete Elisabeth Thommen im Jahre 1924, «do lyt si: fremd und kalt und bleed. Und doch – nie schynt aim d’Wält und ‘s Läbe däwäg eed, als wenn me d’Larve nimme vor em Gsicht ka ha.» Es ist nicht überliefert, auf welche Larven sich die kunstvollen Reime der Waldenburger Schriftstellerin und Feministin beziehen – ob auf jene, die aus dem Ausland importiert wurden oder auf solche, die damals seit Kurzem auch in Basel in grösserer Stückzahl hergestellt wurden.


Denn die Larve war – da können sich die Traditionalisten unter den Basler Fasnächtlern drehen und winden, wie sie wollen – lange eine Maske, schon allein aufgrund des Produktionsortes: Hergestellt wurde sie ab dem 18. Jahrhundert nämlich vor allem im deutschen Bundesland Thüringen.


«Die dortigen Unternehmen fabrizierten Papier- und Wachsmasken in grosser Zahl», sagt Roman Peter, der Doyen unter den Basler Larvenherstellern. Wer etwas über die Geschichte der Basler Larve in Erfahrung bringen will, ist beim 70-jährigen Künstler im Atelier Charivari in der Kannenfeldstrasse am richtigen Ort. Er besitzt eine grosse Sammlung an historischen Larven und Formen. «Vereinzelt wurden damals auch schon in Basel Larven hergestellt», ist sich Peter sicher, «aber das Gros der damaligen Larven stammte aus Deutschland.»

Dies änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Geburtsjahr der Basler Künstlerlarve wird oft 1921 genannt, als die Fasnachtsgesellschaft Olympia als Sujet die Moderne Kunst wählte.



Man sieht den Künstler Roman Peter im Larven Atelier Charivari. Er hält eine klassische Basler Waggis Larve in die Höhe. Die Basler Künstlerlarve und Ihr Ursprung ist das Thema bei diesem Artikel, für den dieses Bild dient.
Bild: Andreas W. Schmid


Basler Larven waren das Ende der Import-Larven


Willi Hildenbrand erinnerte sich als Zeitzeuge im Fasnachtsbuch des Basler Fasnachtscomités von 1955, dass man vier Wochen vor der Fasnacht «bei hiesigen Larvenhändlern und auswärtigen Larvenfabriken» nur Absagen erhielt, weil die Zeit bis zum Morgenstreich zu knapp bemessen sei.

«So probieren wir es halt selber», nahmen sich Hildenbrand und seine Cliquenkollegen vor, auch weil «das Wort «unmöglich» im Wörterlexikon eines guten Fasnächtlers nicht existiert». Die ersten Exem plare wurden aus Zeitungspapier, später aus Kaschierpapier und zuletzt zusätzlich mit Kulissenleinwand-Einlage gefertigt. «Schön waren unsere Larven nicht», gab Hildenbrand zu, «aber nachdem sie übermalt waren, haben sie voll und ganz den Zweck erfüllt.»


Der Inhaber der Basler Firma Métraux-Bucherer in der Freien Strasse erkannte sofort das Potenzial und begann in grösserem Stil Larven herzustellen. Weitere Produzenten taten es ihm in den folgenden Jahren gleich, der bekannteste unter ihnen war Adolf Tschudin in der Streitgasse. «Der Start der Basler Künstlerlarve», sagt Roman Peter, «war der Anfang vom Ende der Larven, die aus Deutschland importiert wurden.»


Im Jahr 1925 schrieb der Basler Kunstkredit in Basel einen Wettbewerb für Fasnachtslarven aus; die Firma Métraux-Bucherer spendete das Preisgeld von 600 Franken, erhielt dafür aber im Gegenzug das Recht, die prämierten Entwürfe zu übernehmen. Die Siegerlarve von Paul Wilde, ein «Änishänsli», hängt – wie könnte es anders sein – bei Roman Peter im Atelier. Die älteste Larve in seinem Besitz ist ein «Ueli», die «wohl über 130 Jahre alt sein dürfte». Erhalten habe er diese Fasnachtsschätze von der Familie Métraux selber. Diese habe jemanden gesucht, der mit diesen Larven etwas anzufangen wisse.


Credo: Nicht jeder Mode nachzurennen


Das ist bei Roman Peter zweifellos der Fall. Der Absolvent der Kunstgewerbeschule und Kunstmaler, der unter anderem in New York ausstellte, stieg 1976 als Autodidakt ins Larvenbusiness ein und machte schon bald gute Geschäfte. Zeitweise halfen bis zu 14 Angestellte mit. «Heute haben wir das Ganze ein wenig zurückgefahren», sagt er, «es war einfach zu gross geworden.» Corona verkomplizierte die Dinge zusätzlich, während der Pandemie wurden nur wenige neue Larven bestellt.


Trotzdem hielt der Künstler sein Credo aufrecht, «dass wir nicht jeden Auftrag annehmen und nicht jeder Mode nachrennen». Die Plastiklarven etwa, die zeitweise in Mode kamen, waren in seinem Atelier kein Thema, auch weil man bei ihnen deutlich eingeschränkter sei, was die Larvenform anbelangt. «Oder wenn jemand mit einer Idee vorstellig wird, die absolut nichts mit der Fasnacht zu tun hat oder die meinen ethischen Grundsätzen zuwiderläuft – dann sage ich ab.»


Wenn Sie weiterlesen möchten, finden Sie unten den Link zum original Artikel oder ein von AWS Medien zur Verfügung gestellte PDF-Datei.



Wir danken der BZ Basel und Herrn Schmid für den interessanten & gelungenen Artikel.


Quellenangaben und Verwandtes:


BZ Basel, Autor & Foto: Andreas W. Schmid 23.02.2023


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